Kamiza

Kamiza








Kamiza ist ein besonderer Ort - nicht nur im Dojo. Das Wort bedeutet “Sitz der Götter” (=Kami). Nun ist ein Dojo kein religiöser Raum, daher halten wir uns an die traditionelle japanische Interpretation als “Ehrenplatz” oder “Ort des Höheren”. Es ist der Ort für das Symbol des Vollkommenen. In unserem Fall ist Kamiza der Ort für das Symbol des vollkommenen Aikido. Doch wo ist Kamiza? Es gibt zwei Bedingungen, die Kamiza definieren: Erstens ist es die vom Eingang entfernteste Seite und zweitens ist es die östliche Raumseite. Manchmal erfordert es Kompromisse, beide Bedingungen zu erfüllen. Insbesondere wenn das Dojo von Osten her betreten wird, kann Kamiza eher südlich oder nördlich sein, je nach Anordnung des Eingangs - keinesfalls aber im Westen.

Frühling Kamiza

Umgangssprachlich bezeichnen wir auch einen Aufbau als Kamiza, welcher das vollkommene Aikido symbolisiert - formal ganz korrekt ist das nicht, weil Kamiza einen Ort im Raum beschreibt, jedoch keine Gegenstände, die sich dort befinden können. Unser Aufbau würde korrekt als Tokonoma bezeichnet. In vielen Dojos werden für deren Gestaltung Anleihen aus dem shintoistischen Schrein “Kamidana” genommen. Der Einfachheit halber wird die Tokonoma umgangssprachlich oft mit “Kamiza” gleichgesetzt.

Der Aufbau der Tokonoma erfolgt hinter der Tatami und ist etwas erhöht. Dort steht ein Bild, welches als Symbol für das im Dojo geübte Aikido steht. In manchen Dojos ist hier das Bild des Begründers O-Sensei Morihei Ueshiba zu finden. Nicht so bei uns. Bei Kobayashi Ryu Aikido ist eine Kalligraphie mit Kanji oder ein anderes, mit dem Weg (Do) im Zusammenhang stehendes Bild üblich. Ganz selten, und nur mit ausdrücklicher Zustimmung des aktuellen Lehrers kann ein Bildnis von dessen verstorbenem, persönlichen Lehrer aufgestellt werden.

Sommer Kamiza
Herbst Kamiza

Um das Bild herum ist Kamiza geschmückt mit Blumen, Holz, Glas, Stein, Tücher, etc - je nach Jahreszeit und Verfügbarkeit von geeigneten Utensilien. Bei deren Gestaltung und Anordnung dürfen auch die ästhetischen Prinzipien des Ikebana angewendet werden. Mit Blick nach Osten rechts von Kamiza steht üblicherweise ein Waffenständer, auf dem die Waffen des Lehrers abgelegt werden. Ist kein Waffenständer verfügbar, werden die Waffen des Lehrers vor der Tokonoma abgelegt. Gegenüber von Kamiza (Shimoza) nehmen die Schüler während des Unterrichts Platz. Da Kamiza der symbolische Ort der höchsten Perfektion ist, sollte sich hinter der Tokonoma niemand - auch nicht kurzzeitig - aufhalten. Ebenso wird es als respektlos empfunden, wenn sich jemand mit dem Rücken direkt vor die Tokonoma setzt oder mit den Füßen direkt darauf zeigt.

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